Sunday, April 18, 2010

Die Vulkan-Grippe,

Der Eyjafjallajökull spuckt sein Innerstes in Europas Luft, und ich kann mir nicht helfen, sondern muss nun auch nach langer Abstinenz meine Gedanken zu diesem Thema in Form eines neuen Blog-Artikels zum Besten geben. Man entschuldige dabei bitte eine Spur von Zynismus, den ich mir, noch nicht in der "Asche-Falle" sitzend, einfach mal leiste.
Das kann ich, zum Beispiel deswegen, weil ich heute das getan habe was Millionen Europäern derzeit verwehrt ist, nämlich ganz entspannt in einem A330 gut 2h in 40.000 Fuß Höhe zu verbringen. Dabei habe ich natürlich auch an die Elite unseres Landes gedacht, die Merkels und Guttenbergs, die sich die Nächte in Reisebussen in Südspanien oder auf dem Weg von Istanbul durch die Walachei zurück nach Hause um die Ohren schlagen. Ich kann sagen, dass mit diesen Gedanken im Hinterkopf ein Exit-Row-Platz in der Economy-Class der Asiana Airlines fast wie das Paradies erscheinen muss, gell Angela? Dabei sei auch noch die Frage erwähnt was unser Verteidigungs-Karl-Theodor wohl macht wenn wirklich mal ein Krieg ausbricht. Böse Zugen behaupten, dass dann auch nicht davon ausgegangen werden kann, dass immer und überall hübsch zsammgräumt ist.
Aber halt, nicht so schnell, wie konnte es soweit kommen?

Beim Einchecken in Seoul frage man mich heute wörtlich:
"You are from Germany? How did you get here????"

Ich habe mir verkniffen zu fragen ob der Fragende von minderer Intelligenz sei, und glaubte ich wäre zu Fuß oder mit dem Rad hier her gefahren. Die offensichtliche Anwort "Mitm Flieger du Depp." war wohl für den Angstellten vor Ort nicht so offensichtlich, besonders als er erklärte dass seine Leute Sonderschichten schieben weil halb Europa Termine nach hinten verschieb.

Ja, good old Europe hat diese Woche den Vulkan entdeckt. Dessen Namen kann eh keiner aussprechen, also sei er fortan einfach "der Vulkan". In jedem Fall ist dies ein völlig neues, nie vorher dagewesenes Phänomen welche sich da so vehement ins Bewusstsein der Massen rückt. Man könnte meinen unser Erdenball bestünde im innersten aus glühenden Gesteinsmassen wenn man sich so anschaut was da aus des Vulkanes Schlund so zu Tage tritt.
Doch Europa ist ein sauberes Fleckchen Erde und so kommt man zu der Erkenntnis, dass so viel Schmutz doch irgenwie böse sein muss. Etwas googeln fördert dann zu Tage, dass Flugzeuge gewöhnlich in der Luft fliegen und dass es da wohl in den letzen 100 Jahren schon so eine Handvoll Probleme mit dem Vulkanschmutz im Luftverkehr gegeben hat, und voilla, schon hat man nach dem Abebben der Schweinegrippe wieder etwas worüber man sich Sorgen machen kann. Das Rezept: Asche= Gift für Flugzeug ist so einleuchtend wie falsch, und da Paracelsus schon an Weihnachten vor vielen, vielen Jahren verstarb, ist keiner mehr da, der momendamal sagt und die Sache etwas kritisch hinterfragt. Stattdessen nimmt man einige wenige Leute, läßt diese bischen am Computer spielen, und schwupps kommt heraus, dass alles viel schlimmer als sowieso ist und die Situation nach sofortigen Panikreaktionen geradezu bettelt. Und weil sich die hohen Herren in Europa mit dem Verbieten leichter tun als mit zweckdienlichen Maßnahmen, wird eben mal wieder ein Stoppschild aufgestellt, diesmal direkt an der Ecke Taxiway Runway.

Doch kaum hat man das schön rot und achtecking wie sich das gehört hochgezogen, kommen schon diese Besserwisser und Klugscheißer, die sagen, alles gar nicht so wild, hat da überhaupt mal einer nachgemssen, ob da überhaupt mehr Dreck in der Luft ist als beim Anflug auf chinesische Großstädte, und so weiter. Aber was zählen schon harte Fakten, Partikel pro Kubikmeter oder gar ppm muss man erst einmal selbst verstehen, und dann den Leuten noch mühsam erklären. Natürlich macht das keiner, aber kommt es darauf überhaupt an? In jeder Zeitung steht doch wie furchtbar alles ist, und nicht was wahr ist zählt, sondern was wahr sein könnte. Jeder weiß ja mittlerweile, dass selbst Drachen in die Luft steigen zu lassen derzeit besser unterbleiben sollte, und so sollte man gegenüber diesen profitgetriebenen Luftfahrtsunternehemen jetzt nicht einfach nachgeben. Das wäre ja Verrat an der Sache, die grad so schön ins Rollen gekommen ist, und doch zweifelsohne gut gemeint ist. Naja ein bischen sollte man vielleicht schon nachgeben um später nicht ganz das Gesicht zu verlieren, um sagen zu können man habe angemessen und im Sinne der Allgemeinheit reagiert, denn dem einen oder anderen dämmerst wohl schon langsam was für Schwachsinn verzapft wurde. Es soll nur keiner auf die Idee kommen, dass am Ende gar nichts war, also Augen zu und durch.

Es bewahrheitet sich wohl in den kommenden Tagen, wieder einmal die Tatsache, dass "gut" das Gegenteil von "gut gemeint" ist. Es zeigt auch, dass Vulkane und deren Auswirkungen wohl schon längst besser erforscht wären wenn man nicht erst Anfang des Monats von deren Existenz erfahren hätte. Es werden Rufe nach dem "Backup-Plan" kommen und Fragen warum dieser gänzlich fehlen konnte. Es sollte aber, wenn die Scherben erst einmal zusammengekehrt sind, die Frage erlaubt sein, wie viele deratige Streiche sich Europa noch erlauben kann, bevor es endgültig als das Irrenhaus des Welt gilt.

In diesem Sinne.