Tuesday, August 19, 2008

Ryokan,

ein Hotel ohne Betten, naja fast zumindest. Ein klassiches Japanisches Hotel ist wirklich eine Erfahrung, aber wo wenn nicht in Kyoto sollte man diese Erfahrung machen? Die Einrichtung der Zimmer ist betont schlicht gehalten, mit niedrigem Tisch und Stühlen ohne Beine. Der Boden besteht aus Tatami, und die Anzahl der Matten ist gleichzeitig das traditionelle Maß für die Größe von Räumen (in dem Fall 10 Tatami 畳). Mit Schuhen darf man da natürlich nicht drauf, sondern nur Barfuß oder mit speziellen Latschen. Die Straßenschuhe werden "draußen" in einer Art Vorraum wo auch das Bad ist ausgezogen. Wer mag kann auch das Gemeinschaftsbad (Furo 風呂) nutzen. Zwischen "draußen" und "drinnen" ist eine papierbespannte Schiebetür und hinter weiteren Schiebetüren verstecken sich Kleiderschrank und ein Fach wo das Bett und Bettzeug tagsüber gelagert wird. Währen man zu Abend ißt wird von dienstbaren Geistern das Futonbett aus dem Schrank geholt und aufgebaut. Das ist erstaunlich bequem und praktisch, und das ganze Ambiente strahlt unendlich Ruhe und Ausgeglichenheit aus, maximal die unverzichtbare Klimanalage in der Decke stört den Eindruck vielleicht etwas. Am Morgen gibt es dann Japanisches Frühstück, was sicher für den Europäischen Gaumen ziemlich fremd ist. Da ich damit gerechnet habe war das natürlich keine Problem, aber ohne Übung bekommt man am Tisch gegrillten Fisch, Misosuppe mit Muscheln, Tofu und allerlei komisches Gemüse morgens um 8:00 Uhr vielleicht schwer herunter. Auch wenn es ungewohnt schmeckt, ist es doch immer extrem hüb angerichtet, da dies zur traditionellen Japanischen Küche (Kaisekei 懐石) zwingend dazu gehört. Gebracht wird dieses Essen in zig kleinen Schüsseln und Dosen natürlich von Kimono-tragenden Damen die sich vor lauter Freundlichkeit und Höflichkeit fast selbst im Weg stehen. Solche Hotels gibt es im ganzen Lande, wobei sie doch z.B. in Tokyo eher rar und teuer sind. In Kyoto aber verbinden viele Touristen, die Besichtigung traditioneller Japanischer Kultur mit der traditionellen Art zu nächtigen. Daher sind Ryokans hier außergewöhnlich zahlreich, günstig und sogar meist mit einigen Englisch sprechenden Angestellten ausgestattet.

Jedem der Japan wirklich erleben will sollte das wirklich selbst mal mitmachen, ich kanns nur empfehlen. Es ist eine tolle Erfahrung, und man ist nach 2 Tagen auch nicht unbedingt böse in einem westlichen Hotel wieder die die Beine auf richtigen Stühlen unter richtigen Tischen baumeln lassen zu können.

1 comment:

SteF said...

So'n Stuhl ohne Beine hat aber auch seine Vorteile: nie mehr Höhenangst beim drauf steigen, kein Umfallen-nach-Kippeln mehr,... ;) Sie sehen, ungeahnte Pluspunkte! :)